Sonntag, 8. September 2013

Die Tragödie von Feen und Fuchsien

Im Herbst fallen die hängenden Feen zu Boden, vergraben sich über Winter, um warm zu haben. Im nächsten Jahr kommen sie dann zurück - in alter Form.


Letztes Jahr schenkten mir Freunde zum Geburtstag eine Pflanze. Ihr Name war mir unbekannt, sie trug jedoch hübsche purpurrote Hängeblüten, die mich an Feen oder sowas erinnerten. Erstmals wahrgenommen hatte ich die Dinger in Irlands weitläufiger Wildnis. Meine Freunde hatten davon gehört und mir ein entsprechendes Exemplar aufgetrieben.

So weit so gut. Ich pflanzte das Teil in eine Ecke meiner Wiese und besuchte sie fortan an jedem trockenen Tag mit meiner Tochter. Wir nannten es schlicht Feenbaum. Für sie war klar: Da hängen Feen dran. Als der Herbst kam und die Blüten abfielen, erklärte ich meiner Tochter, dass die kleinen Feendingens im Herbst halt kalt hätten und deshalb zu Boden flögen, um sich ebendort einzugraben, wo es schön flauschig warm sei. Eine plausible Erklärung aus Sicht meiner Tochter. Eingraben. Flauschig. Warm. Logisch. Sie gab der einen oder anderen Fee ein Küsschen, wünschte ihr einen schönen Winter und so verabschiedeten wir uns zwischenzeitlich vom blühenden Strauch.

Dummerweise nahm der Winter kein Ende. Als im Mai nochmals Schnee fiel, begann ich ernsthaft um mein Strauchdingens zu bangen. Die dünnen Ästchen wirkten tot. Doch ich wollte ihr Ende nicht wahrhaben, also überliess ich die kargen Überreste der Pflanze ihrem Schicksal. Und das kam in Form meines Nachbarjungens.

Der ist ein wahrer Sonnenschein, hilfsbereit und freundlich. Für fünf Stutz mäht er mir beispielsweise den Rasen. Es trug sich nun zu, dass wir mit der Familie ins Tessin verreisten - für eine Woche. Dummerweise fiel in genau dieser Woche eine Runde Rasenmähen an, was mein Nachbarsjunge treuherzig ausführte. Und dabei unwissentlich die Überreste meines Pflänzchens umnietete. Ich dachte mir: Das wars dann wohl - und gab meinen Freunden den traurigen Bescheid. "Was, die Fuchsie ist tot? Herrje!", antworteten diese... Jetzt wusste ich wenigstens den Namen meines Pflänzchens. Besser posthum als gar nie.

Doch ich irrte mich. Das Pflänzchen rappelte sich im Frühsommer langsam aber sicher wieder auf. Es schlug aus und machte anständig Blätter. Im Spätsommer kamen dann auch die Blüten zurück, allerdings nicht sonderlich viele davon und allesamt versteckt. Kurz: Meine Fuchsie war bestenfalls ein Häufchen Elend. Aus meiner Sicht. Meine Tochter sah das anders. "Schau, Papa, die Feen sind zurück!", rief sie eines Tages. Und ich hatte gedacht, der Feenbaum sei längst vergessen. Ich wollte ihr daraufhin etwas von Fuchsie erzählen, Wissenschaft vermitteln und solchen Kram. Sie schaute mich bloss mit grossen Augen an und sagte: "Das ist ein Feenbaum, Papa."

Rindenmulch, Eisblumen und der perfekte Rasen


Geldsorgen machen erfinderisch. Am Anfang war meine Wiese grün, denn mehr konnte ich mir nach dem Neubau meines Hausteils nicht leisten. Grüne Wiese also, dazu ein billiger Kiesweg. Das Bord vor der Tür vergass unser Gärtner mit Wiesensamen zu beglücken, weshalb dort noch weniger eigentlicher Rasen spross als auf dem offiziellen Rasen. Wir waren zwei Wochen in Irland als der Rasen erstmals anwuchs. Anstatt Rasen hatten wir nach unserer Reise jedoch grossblättrige Terrorpflanzen neben unserem Sitzplatz. Ein Meer davon. Keine Ahnung wie sie heissen, aber meine Schwiegermutter rümpfte die Nase und zischte, hier sei doch was komisch. Nachdem der Müll erstmals gemäht war, zeigte sich dann doch etwas Rasen. Aber so richtig wollte er nicht kommen.

In der Folge hatte ich auch noch das Pech, dass meine Frau bei all ihren Kolleginnen den perfekten Rasen antraf, während ich fand: Hauptsache grün. Sie lag mir richtiggehend in den Ohren, ich möge mich doch der Unkrautkatastrophe annehmen. Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. So handhabte ich die Situation. Denn ich hatte andere Pläne im Kopf. Ein Beet mit einigen Säulenobstpflanzen und aller Gattung anderem, das wäre nett. Vor dem inneren Auge entstanden Traumwelten, wo Kinder durch üppige Gärten ziehen, wie im Schlaraffenland, von Bäume Spaghettis und Lollipops pflücken. So etwas wollte ich. Und zwar sofort.

Derweil plagte mich meine Frau fürderhin mit dem blöden Rasengeplänkel, was mir irgendwann derart auf den Senkel ging, dass ich sie aufforderte, sich selber darum zu kümmern. Ich machte sogar - zumindest innerlich - eine Art Kompetenzenliste. Ich sollte für die Beete zuständig sein, meine Frau für den Rasen. Sie jubelte mir allerdings noch das Bord unter, da ich selbiges zunächst als Magerwiese betreiben wollte, bis die ekelhaften Schlingpflanzen überhand nahmen. Das sei meine Schuld gewesen, findet sie. Daher solle ich mich auch drum kümmern. Sie nahm sich derweil des Rasens an und zwar mit Gift und Dünger. Und sie war damit erfolgreich.

Ich hingegen machte irgendwie alles falsch. Es begann mit den Beeten. Gut, die Säulenpflanzen wurden eingepflanzt und verhielten sich mir gegenüber relativ anständig, was das Wachstum anbelangt. Doch dann ging es darum, weitere Massnahmen zwischen den einzelnen Säulenobstpflanzen zu treffen. Um Entscheide etwas zu verzögern, schüttete ich einfach mal zwei Säcke Rindenmulch zwischen die Dinger. Dann sah ich Eisblumen, auch Mittagsblumen oder Delosperma genannt, die mir durchaus gefielen - und besorgte davon. Sie landeten irgendwo im Rindenmulch zwischen den Säulenbäumchen und verreckten. Was zum Donner?, fragte ich mich. Um eine neue Ladung zu kaufen und das Scheitern auf die Wetterbedingungen zu schieben. Doch sie verreckten wieder. Meine Frau fragte dezent, ob Rindenmulch allenfalls nicht die idealen Bodenbedingungen darstellen würde. Ich googelte solcherlei und fand ihren Verdacht bestätigt. Das Geld war aber schon futsch und die Pflanzen auch. Die Eisblume gefiel mir aber noch immer. so kaufte ich ein paar neue, schaufelte den Mulch weg und pflanzte sie sauber ein.

Delosperma alias Eisblume alias Mittagsblume alias Katermagnet

Das war der Zeitpunkt, als der Nachbarskater ins Spiel kam. Und Spiel ist das richtige Stichwort. Der Knülch machte sich ein Spiel daraus, in der Nacht in meinem nur noch halbmulchigen Beet herumzutoben, idealerweise die ganzen Rindenstücke auf eine Eisblume zu schütten - und zu schauen, ob ich es am nächsten morgen merken würde. Ich merkte es. Das machte die Situation aber nur unwesentlich besser. Denn scheinbar fand der Kater Gefallen am primitiven Spiel "ich schmeiss den Dreck auf die Pflanze, du schmeisst ihn wieder weg, ich schmeiss ihn wieder hin, du schmeisst ihn wieder weg." Aus meiner Perspektive gab es zwei Varianten, um dem Problemkater zu begegnen. Die eine hiess Luftgewehr, die andere, den ganzen Mulch aus dem Beet verschwinden zu lassen. Tja, ich entschied mich für den Leerlauf. Jetzt hab ich die Eisblumen. Der Kater tobt neu im Torfbeet zwischen Cranberries und Heidelbeere herum und der Rindenmulch liegt im Abfall.